|
|||||||||||||||||||
About a boyAusgerechnet die amerikanischen Weitz-Brüder sind für die britischen Verfilmung des Nick Hornby-Romans "About a boy" zuständig. Was ihnen keiner zutraut: Sie machen einen guten Job. Der britische Kultautor Nick Hornby erfreut sich in der Filmbranche mittlerweile einer großen Beliebtheit. So verwundert es nicht, dass mit "About A Boy oder: Der Tag der toten Ente" (was für ein seltsamer Titel) die dritte Verfilmung eines seiner Werke in die Kinos kommt. Verwunderlich ist jedoch, dass ausgerechnet den amerikanischen Gross-Out-Spezialisten Chris und Paul Weitz ("American Pie") eine vor Wortwitz sprühende männliche Antwort auf "Bridget Jones" gelang: charmant, komisch, traurig und very british.
Nach seinen Obsessionen für Fußball ("Fever Pitch") und Musik ("High Fidelity") stellt der britische Bestsellerautor Nick Hornby erstmals eine Figur in den Mittelpunkt, die nichts mit ihm persönlich gemein hat. Die zunächst überraschende Wahl der Regisseure Chris und Paul Weitz für diesen ur-britischen Stoff ist auf den zweiten Blick gar nicht so abwegig. Immerhin haben sie mit "American Pie" ein wenig Licht ins Genre der Gross-Out-Komödien gebracht und reichlich schrägen Charme verbreitet. Im Gegensatz zu "High Fidelity", der aus marketingtechnischen Gründen von London nach Chicago verlegt wurde, bleibt "About A Boy" seinem Spielort in der britischen Hauptstadt treu. Eine gute Entscheidung, schließlich übernahm Hugh Grant die Hauptrolle. Bisher als Charmeur von Dienst, inklusive Dackelblick bekannt, liefert der smarte Brite wahrscheinlich seine beste Karriereleistung ab. Er erweist sich als Besetzungsvolltreffer, denn niemand anderes hätte das egozentrische Arschloch Will, das er ansatzweise schon in "Bridget Jones" aufblitzen ließ, wohl mit einer derart entwaffnenden Mischung aus Snobismus, Arroganz und Charme spielen können - unterstützt durch seine staubtrockenen zynisch-ironischen Kommentare aus dem Off. Eine tragende Rolle mit einem Kind zu besetzen, birgt immer ein Risiko, aber im Fall von "About A Boy" macht Nicholas Hoult seine Sache gut und gibt den sonderbaren Außenseiter Marcus, der durch seine durchgedrehte, Stricklumpen bevorzugende Alt-Hippie-Mutter gestraft ist, als sehr schlagfertig und erwachsen. Während Toni Collette ("The Sixth Sense") Mut zur Hässlichkeit beweist, muss sich Rachel Weisz ("Die Mumie") dies nicht antun, kommt dafür aber erst im zweiten Filmabschnitt als Wills aktuelles Objekt der Begierde ins Spiel.
Eine gravierende Änderung zum Buch gibt es aber doch. Der Roman wimmelt nur so von Anspielungen auf den verstorbenen Nirvana-Sänger Kurt Cobain - der Titel "About A Boy" nimmt direkt Bezug auf den Nirvana-Song "About A Girl" - die im Film aber komplett gestrichen wurden. Auch wenn dadurch etwas an Identifikation mit der Vorlage verloren geht, ist die Entscheidung nachzuvollziehen. Immerhin spielt die Filmhandlung nicht Anfang der 90er, sondern in der Gegenwart. Für den Soundtrack wurde der als britische Sensation gefeierte Singer/Songwriter Badly Drawn Boy verpflichtet, der stets die richtigen musikalischen Stimmungen für die jeweilige Situation findet. Wenn "About A Boy" überhaupt etwas vorzuwerfen ist, dann vielleicht die Rasanz, mit der sich der High-Society-Slacker Grant vom Saulus zum Paulus wandelt. Ausgehend vom Charakter zu Beginn, wirkt er am Ende wie eine weichgespülte Version seiner selbst. Aber so sind die Gesetze des Films. Die Hauptfigur muss im Laufe der Handlung eine Entwicklung durchmachen. Carsten Baumgardt |
|
||||||||