Lovesong für Bobby Long

27.07.2005

Südstaatencharme zwischen Alkohol, Jazz, Freundschaft und Liebe - Liebe, die den Zuschauer zunächst kühl empfängt und mit den Hauptpersonen auf eine Reise schickt.

Der alte Bobby Long
Foto: Tobis
In "Lovesong für Bobby Long" von Shainee Gabel geht es für Bobby Long (John Travolta), Purslane (Scarlett Johansson) und Lawson (Gabriel Mach) nicht vorrangig um das Finden, sondern vielmehr um das Suchen nach sich selbst. Dabei führt sie der Weg durch ihre Vergangenheit, Gegenwart und in die Zukunft.

Als Purslane erfährt, dass ihre Mutter, eine alkoholkranke Musikerin, die sie schon als Kind im Stich ließ, verstorben ist, macht sie sich auf zur Beerdigung. Eine Flucht nach vorn, die sie aus ihrem alten Leben in ein neues bringen soll. Doch die Realität sieht anders aus: Sie trifft auf Bobby, einen ehemaliger Literaturprofessor, und Lawson, seinen Protegé, im Haus ihrer Mutter. Deren Nahrung ist vor allem flüssig und hochprozentig und machen Purslanes erste Schritte in ein Leben im Süden Amerikas nicht gerade einfacher. Schließlich raufen sich die Drei aber doch zusammen. Sie verbringen die Tage gemeinsam, wecken sich gegenseitig aus ihrer Lethargie und scheinen etwas wie Verantwortung wiederzuentdecken. Natürlich hält diese Idylle nicht ewig an, und wir tauchen ein in die Tragik des einfachen Lebens und Überlebens.

Regisseur Shainee Gabel schafft melancholische Bilder, die den Zuschauer mal kitschig, mal hart, mal traurig oder glücklich durch Louisiana und eine Geschichte führen, wie man sie schon oft gesehen hat. "Lovesong für Bobby Long" ist eine Mischung aus den Weisheiten "home is where the heart is" und "Du schafft es, wenn Du nur willst." Eine klassische Methode, um das Herz derer zu erobern, die tief in die Kinositze sinken. Genau aus diesem Grund wäre es spannender gewesen, wenn Drehbuchautor Shainee Gabel die Tücken eines Lebens nach diesem Motto mit mehr Feinheiten versehen hätte. Das Skript, und damit die Story, läuft eher geradeaus - aber sind nicht gerade die Ereignisse links und rechts vom Wegesrand interessant? Relativ schnell lässt uns eine Ahnung schon an das Ende denken, und so werden wohl nur wenige noch überrascht.

Auch lässt sich das Gefühl, dass man mit John Travolta und Scarlett Johansson auf ein sicheres Leinwandduo gesetzt hat, nicht unterdrücken. Leider muss man aber feststellen, dass die guten Tage von Herrn Travolta gezählt sind - ein echtes Mitgefühl für das Drama seines Filmcharakters bleibt aus. Scarlett Johansson hingegen spielt, was sie am besten kann: Ein Mädchen, das mit Schmollmundcharme und Naivität in einen neuen Anfang steuert. Nicht neu.

Dennoch bleibt zu sagen, dass die Idee, den Film mit einem allwissenden Erzähler zu versehen, die beste Variante ist. Eine Variante, die dem Roman von Ronald Everett Capps am ehesten gerecht wird und die Stimmung, die man nur in einer literarischen Vorlage erreichen kann, einfängt.

Susann Hoffmann