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Catch me if you can

Zehn Jahre ist es her, dass Steven Spielberg mit "Jurassic Park" seinen letzten reinen Unterhaltungsfilm drehte. Der Meister hat, wie er mit "Catch me if you can" beweist, nichts von seiner Größe im Popcorn-Genre eingebüßt.

Steven Spielberg wurde Ende der 80er Jahre noch nachgesagt, dass er keine ernsten Filme drehen könne. Er sei lediglich auf das Popcorn-Genre, Seifenblasen-Kino spezialisiert. Filme wie "E.T.", die könne er drehen, wie kaum ein anderer. Das machte ihn zum Liebling Hollywoods, doch ernste Themen traute man Spielberg nicht zu – bis "Schindlers Liste" kam. Spielberg kassierte als Lohn seinen ersten Oscar und fand anscheinend Gefallen an moralisch hochwertigen, ernsten Facetten: Es folgten "Amistad", ein Film, in dem Spielberg die Sklaverei in den USA aufarbeitete, "Der Soldat James Ryan", eine Geschichte über den Zweiten Weltkrieg mit der wohl grausamsten Kriegsszene der Filmgeschichte, "A.I", eine höchst kritische Auseinandersetzung mit künstlichem Leben, sowie zuletzt "Minority Report", der die Zukunft in den dunkelsten Farben zeichnete. Nun kehrt Spielberg mit "Catch me if you can" zu seinen Wurzeln, dem Unterhaltungskino zurück und beweist, unterstützt von zwei großartigen Hauptdarstellern, Leonardo DiCaprio und Tom Hanks, dass er in den letzten zehn Jahren nichts verlernt hat.

Frank Jr. (Leonardo DiCaprio) ist nicht nur als Pilot der Frauenschwarm.
Foto: UIP
Frank Abagnale Jr. (Leonardo DiCaprio) wächst im Amerika der 60er Jahre in bescheidenen Verhältnissen auf, genießt aber die Liebe seiner Eltern und fühlt sich in diesem intakten Umfeld geborgen und sicher. Dieser Zustand ändert sich jedoch, als sein Vater Frank Sr. (Christopher Walken) in finanzielle Probleme gerät und von seiner Frau Paula (Nathalie Baye) verlassen wird. Frank Jr. muss sich schlagartig entscheiden, mit wem er künftig leben möchte. Er trifft eine unorthodoxe, individuelle Entscheidung, lässt sein bisheriges Leben hinter sich und läuft weg. Frank versucht alleine über die Runden zu kommen, doch seine Versuche, gefälschte Schecks einzutauschen, scheitern. Doch dann sieht Frank, wie groß der Respekt der Menschen in den 60ern noch vor Uniformen war, und wie sehr das äußere Erscheinungsbild manipulieren kann. Frank besorgt sich eine Pan-Am-Uniform, fälscht Ausweise und verschafft sich die nötigen Basics, um Co-Pilot bei der größten amerikanischen Fluglinie zu werden, obwohl er keinen Schulabschluss vorweisen kann. Mit gefälschten Gehaltsschecks fliegt er durch Amerika, lebt im Luxus und verschwindet, bevor ihn jemand verdächtigt.

1,3 Millionen Dollar wirtschaftet sich Frank so in die eigene Tasche und wird zum Fall für das FBI und Agent Hanratty (Tom Hanks), einem Bürokraten durch und durch. Ihm gelingt es tatsächlich, Frank zu stellen, doch auch er verfällt dem Einfallsreichtum von Abagnale und lässt ihn entkommen. Agent Hanratty gibt nicht auf und nimmt die Spur des Fälschers auf, es entwickelt sich eine grandiose Verfolgungsjagd, in der Frank seinen Job des Co-Piloten gegen den eines Arztes und später den eines Anwalts eintauscht. Keine Rolle scheint ihm zu kompliziert, als dass er sie nicht spielen könne, doch kann er das immer nur so lange tun, bis ihm Hanratty auflauert und sein Spiel durchschaut.

Agent Hanratty (Tom Hanks) nimmt die Spur und die Jagd auf.
Foto: UIP
"Catch me if you can" ist eine aberwitzige Geschichte, die zu konstruiert zu sein scheint und doch wahr ist, basiert sie doch auf der gleichnamigen Autobiographie des wahrhaftigen Frank W. Abagnale. Es ist Leonardo DiCaprio, der Frank Abagnale mit diesem Film ein kleines Denkmal setzt. Fünf Jahre nach dem Welterfolg "Titanic" verabschiedet er sich vom Image des Teenie-Idols und beweist endgültig, dass er zu den größten Talenten im Filmgeschäft gehört. Als Lohn erhielt er für seine grandiose Vorstellung eine Nominierung für den "Golden Globe", die ihm eher für seine Rolle in Scorseses "Gangs of New York" zugetraut worden wäre, doch schien er da unter der Präsenz von Daniel Day-Lewis zu leiden. Ebenso wie Paul Newman und Robert Redford in "Der Clou" und "Butch Cassidy & Sundance Kid" schafft er es, einem Verbrecher ein sympathisches Gesicht zu geben.

Mit Tom Hanks als FBI-Agent Carl Hanratty, Christopher Walken als Frank Abagnale Senior und Martin Sheen versammelt Steven Spielberg, der den Film ursprünglich nur produzieren sollte, große Namen um sich, die sich reibungslos in ein Gefüge einordnen und großes Kino bieten. "Catch me if you can" ist ein vielschichtiges Werk geworden: Komödie, ein Katz-und-Maus-Thriller, eine Geschichte über das Erwachsenwerden sowie ein Familiendrama. Man kann nur hoffen, dass nicht weitere zehn Jahre vergehen werden, bis Spielberg einen ähnlich guten unterhaltsamen Film drehen wird.

Sachar Kriwoj

Links:
[b!] Interview mit Tom Hanks
[b!] Interview mit Leonardo DiCaprio
[b!] Interview mit Steven Spielberg
Offizielle Film-Website

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