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Collateral Damage

Im "Krieg gegen den Terror" kann Hollywood fast gar nichts besseres bieten als einen Feuerwehrmann, der das Recht in die eigene Hand nimmt und den Terroristen persönlich den Marsch bläst.

Feuerwehrmann Gordy Brewers heile Welt wird jäh zerstört, als bei einem Terrorattentat auf die kolumbianische Botschaft seine Frau und sein Sohn ihr Leben lassen müssen. Sie waren einfach zur falschen Zeit am falschen Ort und deshalb werden sie als Kollateralschaden (= Zivilisten, die von den Terroristen irrtümlich mit in den Tod gerissen wurden) vom CIA zu den Akten gelegt. Dies will sich Gordy natürlich nicht gefallen lassen und so startet er eine Rachemission nach Kolumbien, wo sich der für den Tod seiner Familie verantwortliche Claudio "Der Wolf" Perrini bereits auf den nächsten Anschlag vorbereitet. Unerwartete Hilfe erhält er von dessen Ehefrau Selena, welche dem Treiben ihres Mannes nicht mehr länger zusehen will. Gemeinsam reisen sie nach Washington um den nächsten Anschlag von Perrini zu verhindern...

Er will sich rächen...
Wie soll man nur einen Film bewerben, der 2001 so nahe an der Realität war wie selten einer zuvor? Aufgrund der Terroranschläge vom September 2001 war es eine Selbstverständlichkeit, dass der Film um einige Monate nach hinten verschoben wurde (ursprünglich geplant: Oktober 2001), aber mit einem Mann zu werben, der bei einem Terroranschlag seine Familie verloren hat? Nun, äußerst geschickt schaffte man es, die Message zwar zu vermitteln, in den beiden Trailern aber nicht einmal ansatzweise darauf zu sprechen zu kommen. Vernimmt man im ersten Trailer die vier vielsagenden Worte "Krieg gegen den Terror", erwähnt man in Trailer Nummer zwei erst gar nicht, warum Feuerwehrmann Gordy Brewer überhaupt nach Kolumbien reist. Wie dem aber auch sei: Hohe Einnahmen werden den Film auf jeden Fall beschieden sein und da spielt es auch überhaupt keine Rolle, dass man hier nur die übliche Arnie-Massenware vorgesetzt bekommt.

Eines kann man Schwarzenegger nämlich ganz und gar nicht vorwerfen: Er ist definitiv nicht unberechenbar. Löst man eine Karte für einen seiner Filme, weiß man schon bevor der Film überhaupt fertig abgedreht worden ist, was einen erwartet und wer danach enttäuscht den Saal verlässt, wird vermutlich mit zu hohen Erwartungen hinein gegangen sein. Im Stile von "Eraser" oder "End of Days" heißt es hier Action ohne allzu großen Tiefgang zu servieren, welche den Zuschauer geistig höchstens ein klein wenig fordert, aber vor allem auf bombastische Explosionen und Feuergefechte ausgerichtet ist. Genau das bietet "Collateral Damage" – und vergisst dabei die von Haus aus schon recht dünne Handlung mehrmals.

Gerade mal zwanzig Minuten gesteht man Schwarzenegger zu, über den Verlust seiner Familie zu trauern (mit einem beeindruckenden Ausraster, als er hört, dass seine Frau und sein Sohn doch bloß ein Kollateralschaden gewesen sein sollen), doch damit hat es sich dann auch schon mit dem trauenden Ehemann und Vater. Nach rund dreißig Minuten ist er wieder unser aller Arnie und würde er nicht nach jeder Viertelstunde plakativ erwähnen, dass der Wolf seine Familie getötet hat, würde man nach einiger Zeit nicht einmal mehr das Motiv seiner Vendetta wissen. Das ist allerdings nach rund einer Stunde schon egal, weil aufgrund der teilweise hammerharten Action gar keine Zeit bleibt, über einige Lücken im Plot nachzudenken. Einzig und alleine einige wenige patriotische Momente geben Grund zum Ärger. So trinkt Arnie, während er sich auf seinen Einsatz in Kolumbien vorbereitet, aus einer "Stars-and-Stripes"-Tasse, was insofern übelste Prostitution von Arnie ist, weil er sich als gebürtiger Österreicher mit dieser symbolischen Geste wohl von seinem Heimatland geistig verabschiedet hat.

...und sie hilft ihm dabei.
Glücklicherweise nur verhältnismäßig kurz geraten sind die Szenen in Kolumbien, welche dann doch eine Spur zuviel nach dem Prinzip Zufall aufgebaut sind und die Logik gar stark strapazieren. Arnie kommt nach Kolumbien und schon fünfzehn Minuten später ist er im Territorium der Terroristen und bombt ihnen ihre Drogenplantagen um die Ohren. Dabei trifft er unter anderem auf John Turturro und auf John Leguizamo, die in diesem Film fast schon fahrlässig verheizt wurden und über einen Kurzeinsatz nicht hinaus kommen. Doch gerade rechtzeitig, bevor man den Film aufgibt, verlässt man Kolumbien wieder, und so ist es Washington vorbehalten, als Kulisse für einen fulminanten Showdown zu dienen, welcher dann wieder Marke Arnie geraten ist und wo er natürlich nicht nur seine Rache bekommt, sondern gleich noch tausenden Menschen das Leben rettet.

Objektiv gesehen zählt der Film mit Sicherheit nicht zu den besten Filmen in Schwarzeneggers Karriere, aber vergleicht man "Collateral Damage" mit seinen Filmen aus den letzten paar Jahren, so sackt dieser nicht zu einem Flop ab, kommt allerdings auch bei weitem nicht an "The Sixth Day" heran. Andrew Davis' ("Auf der Flucht") setzt auf das altbewährter Schwarzenegger-Konzept 90% Action, 5% Logik, 5% Handlung und wird damit vermutlich echte Fans von Arnie befriedigen, während andere erneut seinen Abgesang anstimmen. Dass vieles in "Collateral Damage" zu kritisieren wäre, möchte ich nicht abstreiten, aber Arnies Filme haben sich in den letzten Jahren leider stetig zu einem "you like it or you hate it"-Erlebnis entwickelt, welches keine Zwischenräume zulässt. Ich habe beschlossen diesen Film zu mögen, auch wenn das Gesehene aufgrund der Umstände, wegen welchen der Film verschoben worden ist, einen äußerst perfiden und ungewollt patriotischen Touch erhalten hat.

Fazit: "Collateral Damage" ist weder Top noch Flop, sondern erneut ein solide gemachter, stereotyper Actionthriller von Arnold Schwarzenegger, dem man sein Alter schon langsam, aber sicher doch ansieht.

Claus Schlamadinger

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