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Damen der Gesellschaft

Das Gorki Theater präsentiert zum Ende der Spielzeit ein absolutes Highlight der Saison: Damen der Gesellschaft. Dabei ist die Bühne fast zu klein, um die Darstellerinnen zu tragen.

Kann das gutgehen: Katja Riemann, Désirée Nick, Cora Frost, Anna Kubin und Ursula Werner auf einer Bühne? Können sich so viele echte Chraktere vertragen, stehlen sie sich nicht gegenseitig die Show? Artet das Ganze womöglich zu einem Zickenkampf a la Pechstein contra Friesinger aus? Weit gefehlt. Selten konnte man ein so harmonisches Ensemble bewundern wie das von "Damen der Gesellschaft" am Berliner Gorki Theater.

Kein einziger Mann steht während der Inszenierung auf der Bühne, und doch ist er allgegenwärtig: Er ist der Ehemann, der seine Frau betrügt, der Geliebte, der Zukünftige, der Multimillionär, der seine Frau versorgt, der Mann, der seine Frau fortwährend schwängert. Und er ist vor allem derjenige, der dafür sorgt, dass die Frauen immer etwas zum Tratschen haben. Die Damen der Gellschaft versammeln sich, und wenn sie ausnahmsweise mal nicht über die Männer herziehen, dann über sich selbst.

Dass Frauen sich selbst auf die Schippe nehmen und über sich selbst lachen können, beweist die Regisseurin Adriana Altaras nicht das erste Mal. Sie inszenierte schon die Vagina-Monologe und feierte damit in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten einen enormen Erfolg. Mit ihrer Version von Clare Boothes "The Women" beschert sie nun auch dem nicht gerade auf Rosen gebetteten Gorki Theater einen finanziellen Erfolg.

Wirklich witzig sind die Frauen, wenn sie sich für ihre Männer zurechtmachen, wie sie sich "Dschungelrot" auf ihre Finger lackieren lassen und Tausende von Euros für Klamotten ausgeben. Witzig, bis ihre Komik in Tragik umschlägt, weil ihr Mann das nicht würdigt, womöglich eine Jüngere hat, das Familienleben, das man mühsam errichtete, einfach so zerstört. Aber es sind nicht die Männer allein, die Schuld an der selten vorhandenen Monogamie tragen, es sind vor allem die Frauen selbst, die sich gegenseitig den Ernährer, den Fitnesstrainer und Arzt ausspannen. "Damen der Gesellschaft" lehrt, Frauen sind intriganter als Männer. Es ist also keinesfalls so, dass sich nur Frauen das Stück anschauen könnten. Auch Männer kommen auf ihre Kosten, oder stehen Sie als Mann nicht darauf, wenn Frauen miteinander einen Ringkampf austragen?

Es ist mehr als erstaunlich, wie gut die Besetzung ist. Nicht eine Figur, die leistungsmäßig abfällt. Neben den Hauptdarstellerinen wissen auch Randpersonen zu überzeugen. Francesca Tappa oder auch Ruth Reinecke bestechen allein durch ihre Bühnenpräsenz und empfehlen sich damit für größere Aufgaben. Einen ganz außerordentlich starken Part aber haben Katja Riemann als leidende Ehefrau und Désirée Nick als Diva. Sie allein wären ihr Geld wert.

Gelegentlich kann man im Saal ein Raunen vernehmen, es klingt männlich. Manche der Zuschauer wünschen sich doch einen Mann auf der Bühne. Fast drei Stunden den Frauen beim Intrigieren und Schminken zuzuschauen kann bei zarten männlichen Gemütern zu Ermüdung führen. Lediglich zwei Männer sind an der Produktion beteiligt: Christoph Schubiger ist für die Bühne und Wolfgang Böhmer für die Musik verantwortlich. Und das merkt Mann auch.

So ist Damen der Gesellschaft eine durch und durch geglückte Inszenierung, die vor allem aber von Frauen honoriert werden dürfte.

Sachar Kriwoj

Das Maxim Gorki Theater

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