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From Hell

Ganz schön blutrünstig geht es in dieser neuen Abhandlung des Mythos "Jack the Ripper" zu.

Erneut widmen sich Filmemacher dem Mythos Jack the Ripper, der Ende des 19. Jahrhunderts in Londons Gassen für Angst und Schrecken sorgte. Seine Opfer waren Prostituierte, welche er nicht nur einfach tötete, sondern sie förmlich ausweidete. Jack the Ripper wurde nie gefasst, und deshalb ranken sich um ihn viele Gerüchte und Legenden. "From Hell" sieht sein Tun in einem äußerst großen Kontext und involviert nicht nur das englische Königshaus, sondern auch die Freimaurer in die Geschichte...

Johnny Depp scheint Gefallen an düsteren, makaberen Geschichten gefunden zu haben. Drehte er im Jahre 1999 das makabere, aber auch ironische zu sehende "Sleepy Hollow", so ist jetzt "From Hell" um noch einen Tick makaberer, schwärzer und gruseliger. Hatte Burtons Fantasyfilm allerdings neben einer beklemmenden Atmosphäre auch ein wenig Inhaltliches zu bieten, so mangelt es leider hier an der nötigen Spannung, dazugehörende Plottwists und überhaupt an einer Story, die einen länger als eine halbe Stunde lang fesselt.

Dabei verstehen es die Hughes-Brüder perfekt von Anfang an eine beklemmende Stimmung aufzubauen. Das nebelverhüllte London und seine engen, verwinkelten Straßen werden untermalt mit düsterer Musik, die Gesellschaft ist verroht, man liebt sich auf offener Straße und einzig einige Opiumhöhlen lassen einem von dieser Tristesse zumindest für ein paar Stunden entfliehen. Dies bannt aber leider nur kurzfristig, denn obwohl die Attacken des Rippers sehr wohl für Gänsehaut sorgen, so geht er viel zu stereotyp voran, als dass man nach dem dritten Mal noch aufschrecken könnte. Eine Dirne geht in eine Seitenstraße, schaut ängstlich um sich, und schon hat der Ripper ein neues Opfer gefunden. Das führt dazu, dass nach ca. eine Stunde schon eine gewisse Routine eintritt und das plötzliche Erscheinen des Rippers keinen Angstschrei mehr hervorlockt.

Dies dürfte auch den beiden Regisseuren klar gewesen sein, denn deutet man in der ersten Stunde die bestialischen Morde nur an und zeigt das Endergebnis, so sieht man den Ripper mit Fortlauf auch bei der Arbeit und da könnte Zuschauern mit schwachen Nerven ganz schön zusetzen. Da wird z.B. eine Dirne in ihre Einzelteile zerlegt, das Herz wird genüsslich rausgerissen und schließlich verbrannt. Mag sein das dies deshalb so ein ekelhaftes Gefühl hinterlässt weil es sich tatsächlich so zugetragen hat, nur in einem Film der den Anspruch erhebt die Geschichte von Jack the Ripper zu erzählen erwarte ich mir schon mehr als eine Blutorgie. Sicherlich um die Geschichte noch einigermaßen übersichtlich zu halten hat man es sich bezüglich der Dirnen leicht gemacht: Diese wohnen nämlich alle unter einem Dach und werden reihenweise gekillt. Frage: Bleibe ich noch weiterhin in einem Haushalt wohnen, wo eine Mitbewohnerin nach der anderen einen grausamen Tod stirbt?

"From Hell" ist eine One-Man-Show für Johnny Depp, bei welcher sich gerade noch Ian Holm ein wenig in den Vordergrund spielen kann. Sämtliche andere Darsteller dienen bloß als Aufputz, was vor allem bei Heather Graham voll zu tragen kommt. Schöne rote Haare hat sie ja, und ein paar mal darf sie auch treuherzig mit ihren Augen zwinkern und Depp betören, aber was eine Prostituierte normalerweise macht, das macht sie die ganze Spielzeit über nicht. Depp rettet diesen handlungsarmen Film mit seinem Charisma und mit dem interessantesten Charakter des Films. Hätte er diese Rolle nicht angenommen (das sah nämlich lange Zeit danach aus), dann wäre dieser Film wohl endgültig den Bach runter gegangen.

"From Hell" kompensiert Handlungsarmut mit einer Blutorgie und gerät dadurch zu einem mittelprächtigen B-Movie.

Claus Schlamadinger

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