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Hoobastank

"Modern Rock" und "American Crossover" bestimmen die amerikanischen Billboard-Charts, in denen sich auch Hoobastank tummeln. Trotzdem sollte man sie nicht in einen Topf mit anderen jungen Bands schmeissen.

Hoobastanks Geschichte begann Anfang 1998 in Agoura Hills, Kalifornien, als Sänger Doug Robb und Gitarrist Dan Estrin auf einem Schulband-Wettbewerb in verschiedenen Bands sozusagen gegeneinander antraten. Beide waren vom jeweils anderen äußerst beeindruckt, so dass sie schon bald begannen, zusammenzuarbeiten und ihre eigentlichen Bands verließen, um gemeinsam was Neues auf die Beine zu stellen. Als die kreativen Resultate dann – erweitert um Bassist Markku Lappalainen und Drummer Chris Hesse – Gestalt annahmen, war es an der Zeit, erste Live-Konzerte zu spielen. Und da die Jungs in genau die entgegengesetzte Richtung gegangen waren als die doch so angesagte Rap-Rock-Szene, fielen sie sofort auf, als sie begannen, die Clubs der West-Coast zu rocken. Ein stilistischer Unterschied, den die Fans hocherfreut bemerkten. "Wir sind irgendwie echt", sagt Robb. "Wir haben nicht versucht, einen Hype aufzubauen – wir sind schlicht vier ganz normale Jungs, die Musik machen, und ich glaube, dass die Kids genau das erkannt haben und schätzen. Nach den Shows sind immer Leute zu uns gekommen und haben erzählt, wir würden den Eindruck machen, dass es uns einfach Spaß macht auf der Bühne unsere Musik zu spielen, und ich bin der Meinung, dass das heutzutage tatsächlich verhältnismäßig selten ist. Die Fans wollen wieder Musiker sehen, die hinter ihrem Ding stehen, statt eine Band zu erleben, die krampfhaft versucht, irgendein vorgefertigtes Image zu erfüllen."

1998 erweiterten Hoobastank ihre Anstrengungen auf den Rest der Welt – im Rahmen ihres ersten, selbstveröffentlichten Albums "They Sure Don't Make Basketball Shorts Like They Used To". Das Album verkaufte sich zwar während der Shows sehr gut, und auch einige Plattenläden ihrer Gegend konnten den Longplayer gut absetzen, doch erst, als sie das Album online anboten, erreichten sie die Musik-Freaks in so entfernten Orten wie England, Israel, Russland oder Brasilien. Innerhalb kürzester Zeit hatte die Band das letzte Exemplar verkauft. Estrin erinnert sich: "Es war ein tolles Gefühl zu sehen, dass unsere Musik auf der ganzen Welt Freunde fand. Wir konnten es fast nicht glauben, als uns eines Tages ein brasilianisches Kid eine Email schrieb, um uns mitzuteilen, dass er – nachdem er unser Album das erste Mal gehört hatte – eine Website gebaut hatte, die uns gewidmet war. Das war doch einfach großartig."

Mit dem jetzt erscheinenden, selbstbetitelten Island-Debüt haben sich Hoobastank nun aufgemacht, das künstlerische Versprechen, das sie mit ihrem ersten Album gegeben haben, einzulösen. Und die Hörer, die von dem immergleichen Rap-Rock die Nase voll haben, können sich freuen: Das von Jim Wirt (Incubus, Fiona Apple) produzierte und von Jay Baumgardner (Papa Roach, Alien Ant Farm, Orgy) gemixte Werk "Hoobastank" präsentiert genau das, auf was sie gewartet haben. Das herausragende Album bricht mit den typischen Genre-Fetischen – es rockt geradeaus los, zeigt "Emotional-Core" und mischt starke Melodien und scharfe, einprägsame Hooklines mit gnadenlosen Rhythmus-Gitarren. Es gibt viel, was man an "Hoobastank" lieben kann, alles in allem ist es ein aufregendes Rock-Album voller grandioser Kompositionen, die ihresgleichen suchen. Die Eckpfeiler des Albums – feinfühliges Wortspiel, tolle Dynamik, vollendet von mitreißenden Höhepunkten und rauher, ansteckender Energie – belegen das außerordentliche Talent des Quartetts und etablieren die Jungs als Künstler mit einem authentischen Sound und einer ganz eigenen Vision.

So sehen erfolgreiche Musiker in der heutigen Zeit aus.
Los geht's mit dem fetten Groove des Openers. "Crawling In The Dark" betrachtet die Möglichkeiten, die das Leben bietet und den Selbstzweifel, der damit manchmal einhergeht. "Dieser Song wurde in der Anfangszeit der Band geschrieben", erinnert sich Robb. "Damals gab es oft Momente, wo wir unsicher waren, wie es sich mit uns entwickeln würde. Es hat sechs Jahre gedauert, bis wir da hingekommen sind, wo wir uns jetzt befinden. Doch immer, wenn wir down waren, wenn wir an uns zweifelten, hat uns das positive Feedback der Fans oder von einigen Leuten aus der Industrie wieder aufgebaut. Das hat uns den Antrieb gegeben, weiterzumachen – mal ganz abgesehen davon, dass wir es wirklich lieben, Musik zu machen."

"Remember Me", ist ein Song, in dem Robb sich an eine Begegnung mit einem alten "Freund" erinnert: "Ich schrieb den Track, als ich eines Tages zufälligerweise, Jahre nach unserem Abschluss, den 'populärsten' Typen unserer Schule wiedertraf", erklärt er. "Ich war als Teenager ziemlich ruhig und schüchtern, und der Typ war Football-Star und der 'Größte' auf dem Campus. Damals wollte ich immer sein Freund sein und mit seiner Clique rumhängen, aber er hat mich immer abblitzen lassen, weil ich angeblich 'nicht cool genug' war. Als ich ihn dann wiedergetroffen habe, hatte sich unsere Band schon einen Namen in der Gegend um L.A. gemacht und viele Leute kannten uns. Der Typ kam dann in einem Supermarkt auf mich zu und sagte: 'Doug, ich liebe deine Band. Ich habe gehört, dass ihr einen Vertrag habt – wir müssen unbedingt mal was zusammen machen.' Eine Situation voller Ironie. Wie sich die Dinge manchmal doch ändern... Ich kenne eine Menge Leute, die mich früher ignoriert haben und jetzt plötzlich Freunde sein wollen. Ich finde das ziemlich widerwärtig."

"Up And Gone", ein weiterer Tune, erzählt davon, Frieden und Hoffnung im Leben zu finden. Robb sagt: "Es geht hier um einen Freund von mir, dessen Vater abgehauen ist, als er noch ganz jung war – was ihn dazu gezwungen hat, viel schneller erwachsen zu werden als eigentlich normal. Mit 13 war er schon in einer Gang und kokste, während ich gerade begann Gitarre zu spielen und Frösche am Teich gejagt habe. Ich war noch ein Kind, während er schon arbeiten und seine Mutter unterstützen musste. Dieser Song ist aus der Sicht eines Menschen geschrieben, der nicht Kind sein durfte. Der sich deshalb selbst bei dem Versuch ertappt, seine verlorene Unschuld wiederzubekommen."

"Ich werde es nie vergessen, als wir zum ersten Mal unser Equipment ins Aufnahmestudio geschleppt haben. Ich dachte nur: 'Ich kann gar nicht glauben, dass das jetzt tatsächlich passiert'", sagt Chris. "Nach all diesen Jahren war es so ein großartiges Feeling, endlich die Chance zu bekommen, ein Album aufzunehmen."

"Es war ein kollektives Gefühl der Aufregung und Vorfreude am ersten Aufnahmetag", empfand auch Markku. "Wir waren sechs Tage pro Woche im Studio, zehn Stunden am Tag, zwei Monate lang – es war riesig. Schließlich, als wir uns dann hinsetzen und zurücklehnen konnten und die Rough-Mixe hörten, haben wir uns alle umarmt, weil wir so glücklich darüber waren, tatsächlich unser erstes Album eingespielt zu haben. Wir hatten so lange darauf gewartet, dass dieser Tag wahr werde."

Mark Kaufmann

Wir bedanken uns bei Mercury Records für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplares.

Links:
Hoobastanks deutsche Site
Mercury online

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