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Der Neue? Horst Köhler im Porträt

Zugegeben: Es war ein ziemlich unwürdiges Geschacher, wie Union und FDP nach einem gemeinsamen Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl gesucht haben. Viele Namen wie der Wolfgang Schäubles wurden im Verlauf der Diskussion genannt und wieder verworfen, bis am Ende der Name Horst Köhlers, bislang Geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF), übrig blieb. Seine Nominierung gilt als Überraschung, doch keinesfalls als Notlösung. Wer ist der 61-Jährige, der am 23. Mai höchstwahrscheinlich Nachfolger von Johannes Rau im Schloß Bellevue wird?

Horst Köhler wurde am 22. Februar 1943 in Skierbieszow (Polen) als Sohn einer rumäniendeutschen Bauernfamilie geboren. Bald nach Ostdeutschland geflohen, siedelte die Familie 1953 nach Baden-Württemberg über. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre führte sein Karriereweg 1982 nach Bonn, wo er zunächst das Büro von Bundesfinanzminister Gerhard Stoltenberg und anschließend verschiedene Abteilungen im Bundesfinanzministerium leitete.

1990 wurde das CDU-Mitglied Köhler Staatssekretär des damaligen Finanzministers Theo Waigel, für den der Finanzexperte an den Verhandlungen über die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion und die deutsch-deutsche Währungsunion maßgeblich mitwirkte. Zugleich stieg der promovierte Ökonom zu einem der engsten wirtschaftspolitischen Berater des Bundeskanzlers Helmut Kohl und "Sherpa" bei den G7-Wirtschaftsgipfeln auf.

1993 wechselte Köhler auf den Chefsessel des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Nachdem er 1998 Präsident der Europäischen Bank für Wiederaufbau (EBRD) geworden war, berief man ihn 2000 zum Geschäftsführenden Direktor des IWF. Köhler, der verheiratet ist und 2 erwachsene Kinder hat, besitzt also neben seiner fachlichen Kompetenz auch enorme nationale und internationale Erfahrung, mit der als Bundespräsident "etwas für Deutschland bewegen" könne, wie es die CDU-Vorsitzende Angela Merkel beschrieb. In den entscheidenden Nachtsitzungen der Union war sie es im besonderen, die sich für den Volkswirt stark machte. Seine Wahl wäre in ihren Augen ein "Signal des Aufbruchs und des politischen Wandels in Deutschland".

Und Köhler selbst hat ebenfalls angekündigt, sich im Falle seiner Wahl zum Bundespräsidenten in die aktuelle Reformdiskussion im Lande einbringen zu wollen. Aber nicht nur die deutsche Perspektive interessiert ihn - als Finanzfachmann hat er sich auf internationaler Ebene lange Zeit um die Gestaltung der Globalisierung gekümmert: "Aus meiner Sicht ist Globalisierung für sich genommen weder gut noch schlecht. Worauf es ankommt ist, was wir daraus machen - d.h. wie es uns gelingt, die Chancen zu nutzen und gleichzeitig die Risiken zu begrenzen. Was wir brauchen ist eine bessere Globalisierung."

Der nächste Bundespräsident wird - sofern die Mehrheit von Union und FDP in der Bundesversammlung hält - wohl Horst Köhler heißen. Ein Bundespräsident, der etwas zu sagen hat und sich nicht zurücknehmen will. Für den notwendigen Wandel in Deutschland könnte Köhler wichtige Impulse geben und zugleich dem Bürger in diesen bewegten Zeiten als Orientierungshilfe dienen.

Stefan Ewert

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