The Man Who Wasn't There
Ganz in Schwarz-Weiß präsentiert sich das neueste Werk der Coen-Brothers und
wird dabei den hohen Erwartungen, die man in diesen Film gesetzt hat, bei
weitem nicht gerecht.
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Treffen in schummrigen Bars gehören zu diesem Film... |
Kalifornien, Ende der vierziger Jahre: Ed Crane ist ein Tagträumer wie er im
Buche steht. Seine Arbeit als Friseur interessiert ihn wenig, seine sozialen
Kontakte beschränken sich auf ein Minimum und selbst mit seiner Frau
wechselt er nicht mehr als ein paar Sätze am Tag. Lieber versinkt er ganz in
Gedanken und versucht Dinge, welche ihn seltsam erscheinen, zu
analysieren. Lethargisch bewegt er sich Tag für Tag von zu Hause aus hin zur
Arbeit und wieder zurück und macht keine Anstalten, diesen Zustand zu
ändern. Doch eines Tages setzt ihm ein Kunde einen Floh ins Ohr, der ihn
fasziniert: Dieser Kunde will eine neue Art des Wäschewaschens erfinden –
die Trockenreinigung. Dafür braucht er allerdings Sponsoren und er bietet Ed
an, in sein Geschäft einzusteigen, wenn er 10.000 Dollar mit in diese Idee
finanzieren würde. Ed ist von dieser Idee begeistert, und er weiß auch schon
wie er das Geld auftreiben kann. Kurzerhand erpreßt er den Kaufhausbesitzer
Big Dave, von dem er weiß, daß er ein Verhältnis mit seiner Frau hat. Willig
händigt Big Dave das Geld aus, ohne allerdings zu wissen, wer sein Erpresser
ist. Als er es aber schließlich herausfindet, stellt er Ed zur Rede – und
dabei kommt es zu einem tödlichen Handgemenge...
Würde der Film nicht damit werben und stünden die Namen nicht im Vorspann,
kämen wohl nur die wenigsten auf die Idee hier den neusten Film der
Coen-Brothers zu sehen. Jener Sarkasmus und jene Bissigkeit, welche ihre
Filme wie "Fargo", "The Big Lebowski" und "Oh brother where art thou?"
ausgezeichnet hat, fehlt hier völlig und stattdessen bekommt man eine
ziemlich langweilige, in slow motion ablaufende Geschichte eines wortkargen
Friseurs vorgetragen. Einzig die Tatsache, daß der Film zur Gänze in
schwarz-weiß gedreht wurde, zeugt von der Extravaganz von Joel und Ethan
Coen.
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...genauso wie die konspirativen Hinterzimmer. |
Daß man in schwarz-weiß gefilmt hat, trägt viel zur Atmosphäre bei und
gestaltet den Charakter des Ed Crane äußerst geheimnisvoll. Ständig mit
Glimmstengel bewaffnet (nur maximal dreimal sieht man ihn ohne Zigarette),
bewegt sich ein groß aufspielender Billy Bob Thornton durch eine äußerst
träge Handlung, welche einzig und alleine dank der großartigen Performance
des Hauptdarstellers erträglich wird. Dabei ist Ed Crane ebenfalls die
Langeweile in Person, dessen liebste Beschäftigung es ist, lange und
schwerfällig in die Leere zu blicken und über das Leben zu sinnieren – und
wenn er damit fertig ist, fängt er wieder von vorne an. Aber Thorntons
souveräne Leistung und seine sonore, erotische Stimme verstehen es perfekt,
den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen.
Ebenfalls erwähnenswert ist die Vorstellung von Tony Shaloub als schleimiger
Anwalt, der alle möglichen und unmöglichen Fakten negiert und dennoch stets
auf den Freispruch aus ist. Billy Bob Thornton und Tony Shaloub kompensieren
mit ihrer Glanzleistung die äußerst matten Darbietungen von Frances
McDormand und James Gandolfini, die hier wohl eine schöpferische Pause
eingelegt haben, um sich für spätere Aufgaben zu schonen.
Gerne würde ich über geniale plot-twists und einer packenden Handlung
berichten, doch der Film bietet leider gar nichts davon. Zwei bis drei
Lacher sind ebenso drin, wie einige nette, stilistische Einfälle (was
immerhin den Regiepreis in Cannes 2001 für Joel Coen eingebracht hat), doch
damit hat es sich auch schon. Würde Thornton nicht alle Aufmerksamkeit auf
sich ziehen, wäre der Film wohl nur schwer zu ertragen, so aber können sich
die Coen-Brothers zu einer perfekten Besetzung des Hauptcharakters
gratulieren, der zwar viel, aber bei weitem nicht alles kaschieren kann.
Fazit: "The man who wasn't there" ist eine One-Man-Show für Billy Bob
Thorton, die es sich verdient hätte, in einen spannenderen und
unterhaltsameren Film eingebettet gewesen zu sein.
Claus Schlamadinger
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