brainstorms! dein onlinemagazin.
 bilder     magazin     b!fragt     interaktiv     mail 

 magazin »     unterhaltung  kino+kultur  musik  politik  sport  auto  berliner platz 
   

Pakt der Wölfe

Ideenklau in höchster Vollendung lässt »Pakt der Wölfe« zu einem der vorhersehbarsten Streifen der letzten Jahre verkommen.

Frankreich, 18. Jahrhundert: Der König entsendet den Chevalier de Fronsac und seinen indianischen Blutsbruder Mani in die Provinz von Gevaudan, um eine Vielzahl von mysteriösen Morden aufzuklären. Die Überlebenden berichten von einem fürchterlichen Monster, welches es ausschließlich auf Frauen und Kinder abgesehen hat und nach seiner Tat stets fliehen und unauffindbar bleiben kann. Chevalier denkt vorerst an einen überdimensionalen Wolf, der Amok gelaufen ist, doch nachdem er bei einem der Opfer einen Eisenzahn findet kommt er zu dem Schluss, dass Menschenhand der Bestie helfen muss.

»Furiose Actionkost muss nicht unbedingt aus Hollywood kommen.« Dies muss sich Regisseur Christophe Gans gedacht haben, als er mit »Pakt der Wölfe« einen Film drehte, den er gerne in seiner Jugend gesehen hätte. Anscheinend motiviert von Matthieu Kassovitz’ Vorjahreserfolg »Die purpurnen Flüsse«, kommt nun binnen kürzester Zeit der zweite Actionknaller aus Frankreich, und es wäre wünschenswert gewesen, wenn sich Gans weniger auf bekannte Hollywoodkracher konzentriert und ein bisschen mehr auf eigene Ideen gesetzt hätte.

Gruslig, gruslig...
Kopiert man von bekannten Vertretern des Genres und mischt eigene Ideen hinzu, dann steht einem aufregendem Thriller wohl nichts mehr im Wege, doch Gans hat sich einzig und alleine dem Ideenklau verschrieben. Bekannte Szenen aus »Sleepy Hollow«, »Der weiße Hai« und das »Das Relikt« findet man ebenso vor wie wilde Actionsequenzen à la »Matrix« und »Tiger & Dragon«. Speziell »Sleepy Hollow« scheint es Gans angetan zu haben. Wer Tim Burtons düsteres Schauermärchen kennt, dem wird auch der Plot von »Pakt der Wölfe« bestenfalls dreißig Minuten lang Spannung bieten – zu eng lehnt er sich an sein offensichtliches Vorbild an und zu vorhersehbar wird der Film dadurch.

Was bei den offensichtlichen Vorbildern teilweise grandios wirkt, verkommt hier leider meistens zu einer einzigen Peinlichkeit, was vor allem bei den Kampfszenen voll zu tragen kommt. Furiose, von der Kamera exzellent eingefangene Kung Fu-Duelle werden zeitweise unmotiviert in Zeitlupe versetzt oder gar eingefroren und wenn man von einer Kugel getroffen wird, fällt man nicht etwa tödlich verwundet zu Boden sondern legt zuvor noch einen Salto ein. Ideenlosigkeit muss man auch der Special Effects-Abteilung bei der Gestaltung der Bestie vorwerfen. Hier hat man scheinbar ein wenig zu intensiv die Bestie aus »Das Relikt« begutachtet und war vom Ruckeln des Scorpion Kings in »Die Mumie kehrt zurück« derart begeistert, dass man dies auch gleich eingebaut hat.

Hübsch, hübsch...
Was den Film dann trotz seiner Vorhersehbarkeit der plumpen und dem Ende zu überambitionierten Handlung (wie schaffe ich es, noch den Zuschauer zu verwirren?) doch noch einigermaßen rettet, sind die teilweise grandiosen Leistungen der Darsteller – allen voran Vincent Cassel als zwielichtiger Jean-Francois de Morangias und Hauptdarsteller Samuel Le Bihan. Für das Auge des männlichen Zusehers dürfen Monica Bellucci und Emilie Dequenne ein paar Mal durch das Bild schreiten und einzig Mark Dacascos als Indianer Mani ist etwas zu klischeehaft geraten und sorgt mit einigen Einzeilern ungewollt für Heiterkeit. Ebenfalls recht ordentlich gelungen ist der Soundtrack, der für einen Horrorthriller zwar teilweise ein wenig zu fröhlich geraten ist, sich aber doch recht gut an das Geschehen anpasst. Ob das Horrorfans reicht, um zufrieden den Kinosaal zu verlassen, kann ich nicht beurteilen. Ich jedenfalls war ob der Ideenlosigkeit von Regisseur Gans maßlos enttäuscht und kann diesen Film wirklich nur Gelegenheitskinobesuchern und all jenen, die »Sleepy Hollow« nicht gesehen haben, empfehlen.

Fazit: »Pakt der Wölfe« ist ein plump zusammengeklauter Thriller, der ob seiner Vorhersehbarkeit bestenfalls den Filmhunger für Zwischendurch befriedigen kann.

Claus Schlamadinger

Links:
Infos zum Film
Offizielle Site

frisch und neu
kino
musik
sport
politik
kultur
unterhaltung
bits+bytes
nach oben