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»Matthäus hatte etwas von einem Messias«

Gerhard Poschner, der unter Lothar Matthäus bei Rapid Wien spielt, wurde im Frühjahr noch für die Nationalmannschaft gehandelt. Er selbst glaubte damals nicht an seine Nominierung, verrät der Mittelfeldspieler im Interview mit brainstorms.

brainstorms: Wie gefällt Ihnen Wien? Haben Sie sich inzwischen eingelebt?

Poschner: Ich habe ziemlich schnell eine Wohnung gefunden und bin von der Stadt Wien begeistert. Jeder, der schon mal in Wien war, kann mich verstehen. Die Stadt ist voller Sehenswürdigkeiten und bietet kulturell eine Menge.

Der österreichische Fußball genießt keinen besonders guten Ruf. Ist die Liga stärker, als man annimmt?

Was die Fitness angeht, auf jeden Fall. In Österreich wird der konditionelle Bereich besonders beachtet. Die Physis dominiert hier ganz klar. Ich würde sogar sagen, dass die Spieler der österreichischen Liga physisch stärker sind als die der deutschen. Was dabei auf der Strecke bleibt, ist die Spielkultur. Die wird vor allem bei schwächeren Mannschaften total vernachlässigt. Das Spiel hier ist darum besonders vom Kampf geprägt.

Auch unter der Teamchef Matthäus spielt Ihr Verein Rapid Wien nicht besonders erfolgreich. Genießt er denn die Akzeptanz der Mannschaft?

Mehr als das. Was er als Spieler erreicht hat, ist vorbildhaft und vielleicht unerreichbar. Selten gab es einen Spieler, der auf einem so hohen Niveau gespielt hat wie er. Er hatte etwas von einem Messias. Wir akzeptieren ihn nicht nur, wir respektieren ihn.

Ihre Mannschaft ist im Uefa-Cup ausgeschieden und belegt momentan nur den neunten Platz. Was kann Rapid in dieser Saison noch erreichen?

Es ist noch einiges drin. Wir haben noch mehr als die Hälfte der Saison vor uns. Die Mannschaft musste sich durch den Trainerwechsel umstellen. Jetzt trainieren wir sehr hart, um die konditionellen Grundlagen für ein erfolgreiches Spiel zu legen. Das braucht aber Zeit. Wir haben vor der Winterpause noch einige Spiele, in denen wir nicht den Anschluss verlieren wollen. In der Winterpause werden wir dann an unserer Spielkultur arbeiten und eine erfolgreiche Rückrunde spielen.

Wäre Andreas Herzog eine Verstärkung, oder hat er seinen Zenit überschritten?

Auf jeden Fall wäre Andy eine Verstärkung. Er nimmt in Österreich eine ähnliche Stellung ein, wie sie Matthäus in Deutschland hatte. Allein mit seiner Ausstrahlung auf dem Platz würde er uns helfen. Außerdem wäre ein Wechsel von Andy ein Zeichen an die Fans, dass der Klub alles gibt, um wieder nach oben zu kommen.

Im Frühjahr wurden Sie für die Nationalmannschaft gehandelt. Glaubten Sie damals selbst an Ihre Chance?

Überhaupt nicht. Ich spielte in Spanien bei einem kleinen Verein, Vallecano. Und auch wenn wir und ich erfolgreich gespielt haben, dachte ich nie an die Nationalmannschaft. Ich bin jetzt schon 32, und die Nationalmannschaft soll ja verjüngt werden, da wäre es nicht sehr sinnvoll, mich zu nominieren.

Was trauen Sie Deutschland bei der WM 2002 in Japan und Südkorea zu?

Bei einem Turnier wie der Weltmeisterschaft ist alles möglich. Es gibt immer Mannschaften wie Spanien, die eine tolle Qualifikation spielen, denen aber dann beim Turnier die Nerven versagen. Bei einem großen Turnier, wo die Spieler drei bis vier Wochen zusammen sind, kommt es vor allem auf die Kameradschaft und Geschlossenheit an. Diese Faktoren waren bei der Nationalmannschaft immer positiv. Außerdem haben die Deutschen immer dann, wenn es darauf ankam, gezeigt, dass mit ihnen zu rechnen ist.

Angeblich lagen Ihnen Angebote von Kaiserslautern und Dortmund vor. Wie intensiv waren die Kontakte?

Kaiserslautern wollte mich haben. Als Andy Brehme vor einem Jahr Teamchef wurde, hat er sich sehr um mich bemüht, doch da hatte ich noch einen laufenden Vertrag bei Vallecano. Mit Dortmund ist das so eine Sache. Ich habe noch viele Freunde und Bekannte auch außerhalb des Fußballs in Dortmund. Und immer, wenn ich mit jemandem aus der Mannschaft telefoniere oder in Dortmund vorbeischaue, werden diese Gerüchte heißgekocht. Es gab keine Kontakte zum BVB.

Sie sind 32. Ist Rapid Ihre letzte Station, oder könnten Sie sich eine Rückkehr in die Bundesliga vorstellen?

In die Bundesliga möchte ich nicht mehr zurückkommen. Vielleicht denke ich aber irgendwann anders. Ich halte es da mit Franz: Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern? Ich bin jetzt erst mal in Wien und möchte hier eine erfolgreiche Zeit haben. Eventuell könnte ich mir vorstellen, noch mal in Spanien zu spielen. Ansonsten denke ich aber, dass ich meine Karriere bei Rapid Wien beenden werde.

Das Interview führte Sachar Kriwoj.

Links:
Gerhard Poschners Website
Rapid Wien

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