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Scholl erklärt Rücktritt aus der Nationalmannschaft

Mehmet Scholl hat seinen sofortigen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt. Er verzichtet damit auch auf die Teilnahme bei der Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea.

Deutschland ist nicht gerade für seinen kreativen und technisch feinen Fußball bekannt. Denkt man an die Großen der Vergangenheit, dann waren nur wenige begnadete Techniker wie etwa Beckenbauer oder Netzer in den 70ern. Schon Karl-Heinz Rummenigge in den 80ern war eher Athlet als Techniker. Matthäus lebte von seinem kraftvollen Antritt, Völler von seinem Instinkt. Da wirkt ein Mehmet Scholl wie ein großes Glück und auch wie ein Fremdkörper. Bereits mit 21 wechselte er vom Karlsruher SC zum großen FC Bayern München und spielt nun seit zehn Jahren beim Deutschen Meister.

Lange galt er als Idol der Teenies, die in ihm nicht mehr als den sympathischen Schwarm sahen. Scholl galt als Leichtfuß, der nicht alles gibt, lieber mal einen Haken mehr spielt und dadurch den Ball verliert. Dass Scholl als Spieler zu diesem Zeitpunkt in Spanien großen Respekt genoss, der FC Barcelona für ihn 20 Millionen Mark bot, als die Transfersummen noch nicht die wahnsinnigen Zahlen von heute erreichten, half dem schächtigen Mittelfeldmotor auch nicht weiter. Erst 1996 mit dem Gewinn der Europameisterschaft setzte die Wende ein. Scholl wurde älter und immer öfter auch als Techniker unter Kämpfern akzeptiert und bisweilen respektiert.

Immer wieder wurde der Spieler Scholl aber auch von Verletzungen zurückgeworfen. Meist dann, wenn er besonders gut aufgelegt war oder aber eine Weltmeisterschaft anstand. Für die WM 1994 in den USA kam er als junges Talent für Berti Vogts noch nicht in Frage, 1998 war Scholl nach einer Verletzung nicht rechtzeitig fit geworden. Scholls letzte Chance, eine WM zu spielen, hat er gerade aufgegeben. Auch wenn Franz Beckenbauer, auch ein ehemaliger Trainer Scholls und sein jetziger Präsident, sagte, dass "man nur ein Großer wird, wenn man große Turniere spielt." Mehmet Scholl verzichtet, weil er lieber gesund sein möchte. Er horcht in seinen Körper, und der gibt ihm die Signale, nicht zu spielen.

Damit wird Deutschland seines kreativsten und technisch stärksten Spielers beraubt, den es in den letzten 15 Jahren hatte. Nur eine Medienoffensive könne ihn jetzt zum Vaterlandsverräter abstempeln, glaubt Scholl. Es ist ihm nicht zu wünschen. Bei der EM 2000 schoss Deutschland lediglich ein Tor. Torschütze: Mehmet Scholl. Als nach dem Turnier von "Bratwürsten" die Rede war, die Spieler als Versager beschimpft wurden, fiel kaum der Name Scholl. Mehmet Scholl hat es verpasst, in seiner bisherigen Laufbahn als Lautsprecher aufzutreten. Mario Basler, auch ein großer Techniker, wird nach seinem Karriereende wohl nicht als Techniker im Gedächtnis der Fans bleiben sondern als Mario, der immer große Töne gespuckt hat. Mehmet Scholl könnte seine ruhige Art nun zum Glücksfall werden. Was soll man ihm auch vorwerfen? Dass er sich um seine angeschlagene Gesundheit sorgt? Wohl kaum.

"Ich hoffe, noch zwei Jahre spielen zu können." Wer wünscht ihm das nicht. Deutschlands Nationalmannschaft hat seinen einzigen Techniker und einen großen Sympathieträger verloren. Mehmet Scholl hat 36 Länderspiele bestritten.

Sachar Kriwoj

Links:
Der DFB
Die Seite von und für Fans von Mehmet Scholl

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