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Selim Özdogan: Trinkgeld vom SchicksalMit Kurzgeschichten ist das so eine Sache: Meist enden sie genau dann, wenn man den roten Faden gefunden hat. Oder aber man findet von der ersten Zeile nicht den Draht zu der Story und sehnt sich nach dem Schluss. Aber es geht auch anders: Wunderbare Geschichten, fesselnde Sätze und nicht selten ein völlig überraschendes Ende. So gelesen in "Trinkgeld vom Schicksal" von Selim Özdogan. Politiker wären stolz auf Selim Özdogan und würden ihn am liebsten herumreichen, um zu zeigen, dass die viel gescholtene Integration doch funktioniert. Ein türkischstämmiger junger Mann, der in deutscher Sprache schreibt - und das dermaßen beeindruckend, dass eins seiner Bücher, "Im Juli", mit Moritz Bleibtreu verfilmt wurde. Nur: Das Beeindruckende an Özdogan ist nicht, dass er so gut schreibt, obwohl seine Eltern aus der Türkei kommt. Das Beeindruckende ist, dass er gut schreibt. Und nur das. Punkt. Ende.
Aber das nur am Rande: Denn eigentlich geht es um nichts Anderes als um das Leben. Das Leben alleine, das Leben zu zweit, das Leben zu zweit - und man hat trotzdem das Gefühl, alleine zu sein oder das Leben in einer großen Gemeinschaft. Özdogan, Jahrgang 1971, hat seinen eigenen Stil gefunden: ruhig und unendlich sensibel. Obwohl einige Kurzgeschichten positiv und optimistisch sind, es schleicht sich immer auch ein melancholischer Ton ein. Nach jedem Ende will man noch ein wenig verweilen in der Welt, in der man sich bis vor ein paar Sekunden aufhielt. "Es ist ein besonderes Talent zu merken, wenn man glücklich ist. Zu merken, wann man glücklich war, kann jeder." Dabei ist es so einfach, das zu merken: "Trinkgeld vom Schicksal" lesen! Sachar Kriwoj Kaufempfehlung: |
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