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Tod eines Handlungsreisenden

Seit Anfang Januar 2003 wird im Deutschen Theater zu Berlin ein zeitlos aktuelles Stück aufgeführt: Arthur Millers "Tod eines Handlungsreisenden". Zeitlos aktuell deshalb, weil sich die Geschichte des erfolglosen New Yorker Vertreters Willy Loman, der sein lebenlang zwar hart für sich und seine kleine Familie gearbeitet, am Ende jedoch vor den Trümmern seiner Existenz steht, so oder so ähnlich jederzeit und überall zutragen kann.

Christian Grashof spielt den Handlungsreisenden Willy Loman.
Foto: dt-berlin.de
Dem bulgarischen Regisseur Dimiter Gotscheff, einstmals Schüler und Assistent des großen Benno Besson, ist es ohne den moralinsauren Zeigefinger gelungen, daran zu erinnern, dass jahrelange Selbsttäuschung und falsche Illusionen als Grundlage der persönlichen Lebensführung fatale Auswirkungen haben können: Sie rauben am Ende nämlich allen Lebensmut, wenn dieses Kartenhaus zusammenbricht.

Dem Handlungsreisenden Willy Loman – fabelhaft gespielt von Christian Grashof – ergeht es auf diese Weise: Obwohl er Jahrzehnte mit seinen Musterkoffern quer durch Amerika fuhr und versuchte, seine Ware zu verkaufen, beschließt sein Firmenchef, ihn, den über 60-Jährigen, nur noch auf Provisionsbasis arbeiten zu lassen. In Millers – überzogen – kapitalismuskritischem Stück gibt es keinen Platz für Sentimentalitäten oder gar Mitleid für einen wie Loman.

Beruflich am Ende, muss Loman zudem erkennen, auch privat gescheitert zu sein: Er war weder der fürsorgliche Vater seiner beiden Söhne Biff (Robert Gallinowski) und Happy (David Rott), noch der treue Ehemann für seine Frau Linda (Margit Bendokat). In Tagträumen beschwört er die Bilder einer glücklichen Vergangenheit, in der das Leben noch alle Chancen bot.

Arthur Miller, der übrigens Mitglied der kommunistischen Partei der USA war, hatte mit diesem Stück einen Abgesang an das Märchen vom erfolgreichen "American way of life" im Sinn. Soweit geht diese Inszenierung glücklicherweise nicht, sondern versucht stattdessen, die persönliche Tragik Lomans auszuloten. Seine geplatzen Lebensträume, sein berufliches und privates Scheitern auf ganzer Linie, obwohl er stets nur das Beste für seine Familie wollte, sollten jedem Zuschauer zu denken geben. Illusionen sind offenbar keine geeignete Basis für Glück und Erfolg.

Stefan Ewert

Link:
Deutsches Theater Berlin

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