Albert Hammond im Interview

01.06.2005

Der Name Albert Hammond ist nicht jedermann ein Begriff. Und das obwohl er viele der größten Songs aller Zeiten geschrieben hat: "When I need You" (gesungen von Leo Sayer), "One Moment in Time" (Whitney Houston), "Creep" (Radiohead) und viele mehr. Vor kurzem erschien sein Album "Revolution of the Heart", für das Hammond nicht nur die Songs schrieb, sondern sie auch selber sang. brainstorms sprach mit Hammond über das neue Werk, seinen Sohn (Albert Hammond Jr., Gitarrist bei The Strokes) und Fußball.

brainstorms: Nach all den Jahren. Wieso bist Du als Sänger und nicht als Songwriter zurückgekehrt?

Albert Hammond
Foto: alberthammond.net
Albert Hammond: Mein Sohn wollte es. Und ich wollte es auch. Ich hatte einfach diese Songs, die sich gut anfühlen. Ich mag es, sie nicht nur zu hören, sondern auch selbst zu singen. Ich mag die Platte. Es erinnert sich eh kaum noch jemand an mich. Somit muss ich niemandem was beweisen, bin ein Newcomer und zugleich ein alter Hase. Und vor allem liebe ich es, live zu spielen. Das ist der Hauptgrund. Es hat mich einfach wieder gepackt.

brainstorms: Du hast Dein Album mit sehr einfachen Mitteln ohne elektronische Effekte aufgenommen. Wieso?

Albert Hammond: Ich bin 61 Jahre alt, ich bin einfach zu meinen Wurzeln zurückgekehrt. Man soll meine Zerbrechlichkeit und meine Gefühle spüren. Und ich denke, dass es so am besten geht. Ich habe mit meinen Platten so viele Leute glücklich gemacht. Diese Platte macht mich glücklich. Und wenn sie dann noch einen anderen Menschen auf dem Planeten glücklich macht, dann habe ich mein Ziel erreicht.

brainstorms: Deine Songs wurden von Legenden wie Elton John, Whitney Houston oder Radiohead gesungen. Muss ein Künstler etwas Besonderes haben, damit er einen Albert-Hammond-Song singen darf?

Albert Hammond: Jeder kann und darf meine Songs singen. Ich bin sehr stolz auf alle, die meine Songs gesungen haben. Sie haben ihren Job perfekt erledigt. All diese Namen, Tina Turner, Neil Diamond oder Elton John machen mich wirklich stolz.

brainstorms: Unter all Deinen Songs: Hast Du einen Lieblingssong?

Albert Hammond: Ich mag sie alle. Es wäre unfair, ein Spezielles auszusuchen. Das wäre, wie wenn man ein Kind bevorzugen würde. Die Entscheidung fällt mir auch zu schwer. Alle Songs bedeuten mir etwas, sonst hätte ich sie nicht geschrieben. Wenn Du mich nun zwingen würdest, würde ich wahrscheinlich "The Air that I need" sagen. Aber es würde mir nicht gefallen, mich entscheiden zu müssen.

brainstorms: Es gibt wahrscheinlich weltweit niemanden, der nicht mindestens ein Song von Dir kennt. Macht es Dich da nicht traurig, dass die Leute womöglich Deinen Namen nicht kennen?

Albert Hammond: Ich habe keinen meiner Songs geschrieben, um berühmt zu sein. Ich habe den besten Job der Welt. Ich kann essen gehen, ohne gestört zu werden. Und das obwohl ich erfolgreich bin. Und wenn ich auf der Bühne stehe, dann bin ich sehr glücklich, wenn die Leute klatschen. Mein Sohn wird dauernd angesprochen. Das freut mich für ihn, weil er es so wollte, aber ich denke, ich habe es wesentlich leichter.

brainstorms: Du wirst sehr häufig auf Deinen Sohn angesprochen. Und natürlich bist Du sehr stolz auf ihn. Gibt es denn auch etwas, was Du an seiner Band, The Strokes, nicht magst?

Albert Hammond: Nein. Die Musik ist melodisch, die Texte haben Bedeutung, der Sound ist einzigartig. Ich bin aber nicht nur stolz auf meinen Sohn, weil er bei den Strokes ist oder Musik macht, sondern weil er ein anständiger Mann ist mit einem guten Wesen und einem guten Herzen. Ich bin ebenso stolz auf meine anderen Kinder, weil sie gute Menschen sind. Ich bin froh, dass ich so tolle Kinder habe.

brainstorms: Welche Künstler haben Dich in den letzten Jahren beeinflusst?

Albert Hammond: Die Strokes haben mich natürlich inspiriert, weil ich so viele Auftritte von ihnen gesehen haben. Und wenn dann 15000 Leute deren Songs singen, dann lässt das einen nicht kalt. Coldplay sind eine tolle Band, sie haben sensationelle Songs und Alben gemacht.
Aber am liebsten höre ich immer noch Buddy Holly und die alten Sachen. Das waren noch echte Stimmen, echte Sounds. Ich meine: Als Musik noch Musik war, ohne all die elektrischen Spielereien.

brainstorms: Du liebst Fußball. Hast Du ein Lieblingsspieler?

Albert Hammond: Ich habe sogar in meiner Kindheit selbst gespielt. Mein Lieblingsteam war immer Arsenal. Ich denke, weil mein Vater die schon mochte. Stanley Matthews war für mich wie ein Filmstar. Aber es gibt so viele gute Spieler. Wenn man älter wird, wird es schwierig, sich für einen zu entscheiden und zu sagen, der ist nun der Allergrößte. Brasilien hatte bestimmt mehrere Spieler, die so gut waren wie Pele, aber das Land hat sich für nun mal für ihn entschieden.

brainstorms: Und wie gefällt Dir Deutschland?

Albert Hammond: Die Menschen lieben mich. Daher liebe ich sie und natürlich auch das Land. Es ist eine ganz besondere Stimmung, wenn ich hier auf der Bühne stehe. Ich kann das gar nicht richtig beschreiben. Man muss es erlebt haben. Daher rate ich jedem, mich live zu sehen. Wenn schon nicht wegen meiner Songs dann wegen dieser Stimmung.

Sachar Kriwoj

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[b!] Rezension »Revolution of the heart«