Backstreet Boys: Never Gone

21.06.2005

Einst waren sie die größte Band der Welt: die Backstreet Boys. Das letzte Album liegt fünf Jahre zurück, und wohl die wenigsten hätten noch mit einem Comeback gerechnet, doch nun sind die Amerikaner wieder da. Die Frage, die sich stellt, ist: Wen kümmerts?

Backstreet Boys: Never Gone
Sony BMG
Die Backstreet Boys waren Mitte und Ende der 90er die erfolgreichste Band der Welt. Sie verkauften über 70 Millionen Platten, veröffentlichten vier Alben, absolvierten mehrere Tourneen und waren die Helden sämtlicher pubertierender Mädchen. Es gab keinen Auftritt, bei dem nicht die BHs auf die Bühne flogen. Doch dann verschwanden die "Backies". Nick versuchte sich recht erfolglos als Solist, A.J. ertrank im Alkohol und den damit verbundenen Problemen, Kevin, Howie und Brian verschwanden vollkommen von der Bildfläche.

Wieso also ein Comeback? Die Jungs sagen, dass sie nie daran gezweifelt hätten, dass sie wieder gemeinsam Musik machen würden. Wir schon. Doch da gibt es noch einen Faktor, der außer Acht gelassen wurde. Die Backstreet Boys haben einen Plattenvertrag unterschrieben, der ihnen eine Menge Geld in die Taschen gespült hat. Ihrer Verpflichtung hingegen, Musik auf den Markt zu bringen, sind sie bisher nicht ausreichend nachgekommen. Da gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder der Vertrag wird aufgelöst, und die Band muss Geld zurückzahlen. Oder die Jungs reißen sich zusammen und machen wieder Musik. Da Einige weit über ihren Verhältnissen gelebt haben, gab es nur einen Weg: das Comeback.

Hätten sie es sich doch bloß gespart. Die erste Single "Incomplete" ist eine sehr pompös arrangierte Ballade. Viele der einstigen Fans sind mittlerweile aus der Zielgruppe gewachsen, doch die Verkaufszahlen zeigen, dass stets Neue nachwachsen. "Incomplete" bleibt einer der wenigen Trümpfe auf "Never Gone". "Just Want You To Know" und "Crawling Back To You" wären vor ein paar Jahren, als die Boy-Group auf dem Höhepunkt ihrer Karriere stand, nicht einmal als B-Seiten veröffentlicht worden. Auch "Poster Girl" oder "My Beautiful Woman" können getrost vergessen werden.

Dabei stehen hinter dem Album Namen, die schon für andere Künstler erfolgreich arbeiteten: Billy Mann (schrieb Songs für Pink und Sting), Darren Hayes (Ex-Savage-Garden) und Grammy-Preisträger John Shanks. Lediglich bei zwei Tracks haben die Jungs selbst mitgearbeitet. Leider, denn die sind nicht schlecht. Auf jeden Fall weit besser als das, was sich sonst auf "Never Gone" tummelt. Andy Warhol meinte einst, dass jedem Menschen 15 Minuten Berühmtheit zustehen würden. Nun hatten die Backstreet Boys weit mehr als diese Spanne. Mehr geht nicht. Zumindest nicht mit so schlechten Songs.

Sachar Kriwoj

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