Handsome Boy Modeling School: White People

Wer die Nase gestrichen voll hat von prolligen und hohlen Hip-Hop-Videos mitsamt dem ganzen prolligen und hohlen Drumherum, der kann sich hier auf eine geschmackssichere, intelligente und trotzdem sehr tanzbare Platte gefasst machen.

Handsome Boy Modeling School: White People
Foto: Warner
Ich hasse Hip-Hop. Von ganzem Herzen. Schon zu meiner Schulzeit sah ich mich einer Armada von Hip-Hop-Hörern gegenüber, die mit ihrem beschränkten Musikhorizont ein Geschmacks- und Stildiktat einführen wollten, der jeden Abweichler unter sich begrub. Na ja, so schlimm war es dann auch nicht. Denn obwohl man größtenteils nur großspurig produzierten Proletenmüll in den Klassenzimmern und den Charts antraf, gab es immer noch großartige Kunst von wirklich talentierten Rappern.

Momentan wird die Hip-Hop-Landschaft ja bekanntlich von den unausweichlichen Neptunes (oder auch N*E*R*D*) mitsamt deren omnipräsentem Front-Lausbuben Pharell Williams dominiert. Aber auch der momentan wohl größte Popstar Eminem ist aus den Radio- und Fernsehkanälen nicht mehr wegzudenken. Was ja nicht zwangsläufig schlecht sein muss, denn sowohl Eminem als auch die Neptunes stehen nach wie vor für überdurchschnittlich guten Hip-Hop und R n' B.

Nun kommt dieser Tage ein Album heraus, bei dem sich wahre Kenner Ihre Freudentränen wohl kaum noch verkneifen können werden. Hinter dem reichlich albernen Namen "Handsome Boy Modeling School" verbergen sich zwei extrem verspielte und vor allem legendäre Produzenten: zum einen der unnachahmliche Prince Paul, der sich unter anderem für das sensationelle Debüt der Schnuffel-Rapper De La Soul verantwortlich zeichnet. Zum anderen findet sich weiter Dan "The Automator" Nakamura, der wohl am ehesten für seine Zusammenarbeit mit Blur-Frontmann Damon Albarn als Cartoon-Band Gorillaz bekannt sein dürfte.

Und was findet man nun auf "White People", dem Zweitlingswerk des dynamischen Duos? Nun, zunächst ist es die Gästeliste, die beeindruckt: von besagten De La Soul über Mike Patton (ehemaliger Faith No More), der Surferlegende Jack Johnson, dem unvermeidbaren Pharrell Williams bis hin zu Alex Kapranos (Franz Ferdinand!) ist hier so ziemlich jeder vertreten, der für kompromisslos guten Musikgeschmack steht. Es sollen angeblich sogar so viele Musiker Schlange gestanden haben, dass nicht alle auf "White People" passten. Deshalb überlegen die Herren Paul und Nakamura nun, einen zweiten Teil dieses großartigen Albums herauszubringen. Zu wünschen wäre es, denn so viel positive Stimmung, verrückte Arrangements und intelligente Hip-Hop-Unterhaltung gab es auf diesem Niveau schon sehr lange nicht mehr.

Daniel Iranyi

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