Jugend ohne Ausweg

Jeffrey Eugenides: Die Selbstmord-Schwestern

07.07.2005

Es ist ein Buch mit traurigem Grundton, das Pulitzer-Preisträger Jeffrey Eugenides ("Middlesex" und "Air Mail") erstmals Anfang der 90er Jahre vorgelegt hat. In "Die Selbstmord-Schwestern", unter dem Originaltitel "The Virgin Suicides" beeindruckend klar von Jung-Regisseurin Sofia Coppola verfilmt, beschreibt der Autor das kurze Leben von 5 Töchtern, die nacheinander den Freitod wählen.

Jeffrey Eugenides: Die Selbstmord-Schwestern
Foto: Rowohlt
Die amerikanische Vorstadtidylle der 70er Jahre wird von einem schockierenden und zunächst unerklärlichen Ereignis erschüttert: Die erst 14-jährige Cecilia, eine der 5 Töchter der Familie Lisbon, stürzt sich aus dem Fenster ihres Elternhauses. Es wird der Anfang eine beispiellosen Tragödie, an deren Ende sich auch ihre Schwestern Therese, Mary, Lux und Bonnie umbringen werden und tiefe Ratlosigkeit in der kleinen Gemeinde hinterlassen.

Das bemerkenswerte an Eugenides ist zweifellos sein Talent, die Geschichte in einer seltsamen Melange aus echter Anteilnahme und spröder Sachlichkeit zu erzählen. Möglich wird dies durch die gewählte Perspektive: Ein gleichaltriger Bekannter und Schulfreund der Mädchen berichtet rückblickend, was er in der Zeit der Selbstmorde erlebt und empfunden hat. Und doch ist es kein innerer Monolog, vielmehr bezieht der namenlose Erzähler die Beobachtungen seiner Freunde, der Nachbarn, des Psychologen, des gesamten betroffenen Umfeldes in seine Überlegungen ein.

Entstanden ist auf diese Weise ein sehr eindringliches, den Leser berührendes Buch, das wie eine Dokumentation der Ereignisse abläuft. Schließlich ist es auch ein Einblick in die Seelen einer Generation, ihre unerfüllten Hoffnungen und Träume.

Stefan Ewert

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